Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in Zeiten von Corona“ der Bertelsmann Stiftung hat Euch befragt, ob Eure Sorgen von der Politik gehört werden. Eure Antworten sind eindeutig: Über 90 Prozente haben nicht, eher nicht oder nur teilweise den Eindruck, dass sie gehört werden.
Zeit, das zu ändern. Sprecht uns an, diskutiert mit uns über Politik – auch in Corona-Zeiten. Ihr habt genug Ideen und Standpunkte, nur müssen sie gehört werden. Wir helfen Euch dabei.
Teil 1 Mittwoch, 27. Januar 2021 – 18–19:30 Uhr (Zoom) Referent: Dr. Alexander Yendell, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt der Universität Leipzig
Teil 2 Mittwoch, 10. Februar 2021 – 18–19:30 Uhr (Zoom) Referent: Prof. Dr. Gert Pickel,Professor für Religions- und Kirchensoziologie am Institut für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig und stellvertretender Sprecher des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig
Letztes Jahr feierten die Studien zum autoritären Charakter (Adorno et al. 1950) ihr 70-jähriges Jubiläum. Ausgehend von dem Zusammenbruch der Weimarer Republik, dem machtpolitischen Aufstieg des Nationalsozialismus, dem Zweiten Weltkrieg sowie dem industriell-organisierten Völkermord an den Juden Europas, stellten Adorno und seine Kolleg*innen, die unbequeme Frage nach der Massenbasis des Faschismus. Ihre Studie drehte sich somit um potentiell faschistische Individuenbzw. Um Menschen, deren Meinungen, Attitüden, Wertvorstellungen und ideologische Präferenzen verrieten, dass sie antidemokratische Bestrebungen bereitwillig akzeptieren würden.
Ihre zentralen Befunde lauteten dabei: Antidemokratische Bewegungen punkten bei ihren Anhänger*innen durch Aversionen gegenüber gesellschaftlichen Minderheiten, wobei diese in aller Regel nicht isoliert, sondern in einer generalisierten Ablehnung von gesellschaftlichen Minoritäten auftreten, die als abweichend wahrgenommen werden.
Solche minoritätsfeindlichen Einstellungen würden, so der Hauptbefund der Studien, autoritären Charakterstrukturen (z. B. Konventionalismus, Unterwürfigkeit, Aggressionen) entspringen, deren Entfaltung von der häuslichen Umwelt (z. B. autoritäre Erziehungsstile, drakonische Körperstrafen für Kinder), aber auch von sozialen und ökonomische Faktoren abhängen.
Richtet man nun den Blick auf die Gegenwart, bis heute existierende Abwertungen von Juden und Jüd*innen, Muslim*innen, Sinti*zze und Rom*nja, Asylbewerber*innen, sexuellen Minderheiten, sowie die europaweiten Mobilisierungserfolge von rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien, dann stellt sich die berechtige Frage, ob wir auch heute noch etwas aus den Studien zum autoritären Charakter lernen können?
Dieser Frage wollen wir gemeinsam mit Dr. Alexander Yendell und Prof. Dr. Gert Pickel nachgehen. Im Fokus ihrer Vorträge stehen die grundlegenden Inhalte der Studie zum autoritären Charakter, ihre Rezeptionsgeschichte, aber auch aktuelle Erkenntnisse der Leipziger Autoritarismus-Studie (Decker und Brähler 2020) – bei der es sich um wiederholte repräsentative Bevölkerungsumfragen handelt, die in Tradition der Kritischen Theorie den in Deutschland existierenden und zunehmend aktivierten autoritären Potenzialen auf den Zahn fühlt.
Im Fokus stehen dabei die Wechselbeziehungen zwischen autoritären Charakterstrukturen, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Erstarken der rechts-autoritären Alternative für Deutschland (AfD), sowie Einstellungen, die auf eine Abwendung von der Demokratie deuten könnten.
Die Veranstaltung wird von Cemal Öztürk (Universität Duisburg-Essen und Mitglied von Mosaik e.V.) moderiert.
Ob im Alltag, der Beziehung oder
der Politik: Streit gehört dazu. Wo es menschelt, prallen unterschiedliche
Auffassungen aufeinander. Zurzeit scheint es so, als hätten wir verlernt,
richtig zu streiten. Online-Diskussionen werden vielfach von Emotionen und nur
selten von Argumenten beherrscht. Der Lauteste gewinnt.
Lautstärke ist aber kein Gradmesser
für eine gute Diskussion. Eine gute Diskussion lässt andere zu Wort kommen, ordnet
andere Positionen ein und sucht nach Lösungen. Kompromiss ist kein Zeichen von
Schwäche, sondern eine Notwendigkeit.
Auch wenn es im ersten Moment hochtrabend klingt: Streit und
Diskussionen sind die Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft und
eine vitale Demokratie. Je mehr unterschiedliche Meinungen konkurrieren, desto
besser. Nicht immer mag uns die Meinung des anderen gefallen, aber wir müssen
akzeptieren, dass es verschiedene Interessen und Standpunkte gibt. Vielfalt
statt Monotonie.
Und damit wären wir schon beim Punkt: Bin ich mit einer Meinung
nicht einverstanden, hebe ich nicht die Lautstärke, sondern wetze meine Argumente.
Das ist nicht immer einfach und verlangt viel Selbstbeherrschung und Übung,
Übung, Übung.
In unserem Debattierklub „Düsseldorf diskutiert“ möchten wir
Dir ein Trainingsgelände schaffen, in dem Du dich ausprobieren und das Streiten
lernen kannst. Dabei bist Du der Taktgeber: Welche politischen Themen
interessieren Dich? Wo fehlt Hintergrundwissen? Wie können wir dich
unterstützen?